Haarschafzüchtung in der Region Halle / Leipzig
Der versierte langjährige Haarschafzüchter und Biologe Urs Jäger aus Wettin-Mücheln berichtete von den Ursprüngen der Haarschafzüchtung in Sachsen-Anhalt. Nach dem Ende der DDR war die Schafwolle, die bis dato Devisenbringer war, praktisch wertlos geworden und die Schafbestände im Osten Deutschlands brachen zusammen. In den 90er Jahren kam daher die Idee auf, eine gut bemuskelte, hornlose, robuste und wirtschaftliche Haarschafrasse für Deutschland zu züchten. Begleitet wurde das Projekt von der Tierzucht der Martin-Luther-Universität Halle. Über mehrere Jahre wurde Wiltshirehorn mit Barbados Blackbelly verpaart und auf der anderen Seite Kamerunschafe mit Dorpern. Die jeweiligen Nachkommen dieser Kreuzungen wurden systematisch miteinander gekreuzt und durch gezielte Auslese wurde in einem 20-jährigen Zuchtversuch ein Grundstein für die neue Rasse Braunes Haarschaf gelegt.
Bundesweite Koordination im Nolana-Netzwerk
Auch an der Fachhochschule Osnabrück erfolgte ein Projekt mit ähnlicher Stoßrichtung aber einer etwas anderen Vorgehensweise. Durch die gute Zusammenarbeit auf Bundesebene im Rahmen des 2006 gegründeten Nolana-Netzwerks ist es gelungen, zum 1. November 2018 die beiden Haarschafrassen Nolana und Braunes Haarschaf in der EU anerkennen zu lassen. Ein tolles Beispiel einer von der Wissenschaft begleiteten Schaffung von zwei Schafrassen durch die Züchter selbst, die am Ende beide folgende Merkmale haben: Natürlicher Fellwechsel, genetische Hornlosigkeit und gute Bemuskelung. Die Rasse Nolana ist dabei etwas großrahmiger als das Braune Haarschaf und hat ein helles Haarkleid. Beim Braunen Haarschaf soll das Haarkleid wie der Rassename sagt, braun sein. Beide robuste Rassen eignen sich hervorragend für die Fleischproduktion bei gleichzeitig geringen Haltungskosten.
Top-Tiere vor Ort präsentiert
Urs Jäger stellte den Besuchern am Nachmittag der Veranstaltung einen Teil seiner Tiere auf seinem Hof vor. Zusätzlich waren verschiedene männliche Zuchttiere regionaler Züchter zu besichtigen. Die Besucher konnten dabei über die Tiere und die Ausrichtung der Haarschafzucht fachsimpeln. Dieser fachliche Austausch in ungezwungener Atmosphäre am Pferch oder auf der Weide ist unverzichtbar für die weitere Zuchtarbeit. Das eine oder andere Tier wechselte dabei auch den Besitzer.
(Bericht von Clemens Becker)