
EasyCare-Schafe
Die Geschichte der EasyCare-Schafe in Großbritannien
1965 begann der Farmer Richard „Iolo“ Owen in Anglesey, Wales, mit seinem Zuchtprogramm. Er wollte ein Schaf ohne Wolle züchten, das alle Ansprüche erfüllte, die von den Tieflandfarmern an ihre Schafe gestellt wurden. Er wollte seine eigene Nahzucht heranziehen und kein Risiko eingehen, sich beim Zukauf von Zuchtmaterial Krankheiten einzuschleppen oder viel Geld ausgeben zu müssen. Das Ziel war ein mittelrahmiges Schaf von etwa 60 kg LG, ein Einnutzungs-Fleischschaf ohne Wolle, mit minimalen Ansprüchen an Pflege und Haltung, das so nahe wie möglich an eine Ablammrate von 200% kommen sollte.
Die Ursprünge der EasyCare-Rasse sind in der berühmten „Gedwydd-Herde, die viele Preise gewonnen hatte, zu suchen. Iolos Vater, Richard Hughes Owen, hatte diese Herde 1911 mit Wiltshire Horn-Schafen in Anglesey in Nordwales aufgebaut.
Die Erfahrungen mit Wiltshire Horn-Schafen hatten der Wert von Schafen ohne Wolle bereits bestätigt. Die Wolle trägt zu weniger als 5% zum Deckungsbeitrag eines Schafes bei und das rechtfertigt auf keinen Fall den enormen Kostenanteil an den Kosten der Schafhaltung, die der Wolle angelastet werden müssen. Nachdem also die Schur, das Behandeln der Parasiten und der Folgen des Befalls mit Fliegenmaden nicht mehr notwendig waren, verblieben als größerer Posten die Kosten für das Überwachen des Ablammens. Da diese Merkmale alle erblich sind, bestand der nächste Schritt im Ausmerzen derjenigen Tiere, die ständig Geburtshilfe benötigten. Damit waren die grundsätzlichen Parameter aufgestellt, nach denen nun ein sorgfältiger Selektionsprozess begann mit ständiger Kontrolle des Zuchtzieles und der Eliminierung der unerwünschten Eigenschaften.
Die Nachzucht aus den Welsh Mountain-Schafen, die mit Wiltshire Horn-Böcken gekreuzt wurden, wies zu 20% die Eigenschaften ihrer Väter auf. Diese warfen ihr Vlies von selbst ab und wurden für die Weiterzucht verwendet. Da nur Böcke mit einer Kurzhaardecke für die Weiterzucht verwendet wurden, war deren Nachzucht auch relativ typtreu. Nach den ersten Generationen trat eine generelle Hornlosigkeit auf. Es dauerte allerdings etwas länger, bis die gesamte Herde zu Haarschafen geworden war. Eine Tatsache trat unerwartet auf, nämlich dass mit dem verschwinden der Wolle die Auschafe mehr Milch gaben und damit auch schwerere Lämmer erzeugten. Und damit war der Verlust der ohnehin sehr geringen Einnahmen aus der Wolle mehr als ausgeglichen. In den 1970’iger Jahren wurde ein Zuchtsystem aus vier Eliteherden aus den besten 25 Auen gebildet, um den anfänglichen Heterosiseffekt nicht zu verlieren. Das beste Bocklamm einer jeden Herde wurde ausgewählt, um für eine Saison als Zuchtbock in der nächsten Herde eingesetzt zu werden. So wurde zum Beispiel der beste Bock aus „Herde Blau“ in „Herde Rot“ eingesetzt, der beste aus „Herde Rot“ in „Herde Grün“, und so weiter. Indem ein Bock nur für eine Saison eingesetzt wurde, konnte ein schnellerer genetischer Fortschritt erreicht werden. In den 1980’iger Jahren hatte dieser langsame, teure, herausfordernde und manchmal auch frustrierende Prozess ein fortgeschrittenes Stadium erreicht und die so aufgebaute Herde war ein voller Erfolg. Im Jahre 1985 konnte mit den ersten Verkäufen begonnen werden.
Die erreichten Ziele waren mehr aus befriedigend und der Zuchtprozess wurde mit einer anderen Methode weiter geführt. Ein Aspekt davon ist die Selektion von herausragend guten Auen, die auf Scrapie getestet wurden und mit dem besten ebenfalls Scrapie-getesteten Bocklamm angepaart wurden mit dem Ziel, nur noch G1- und G2-genotypisierte Schafe zu haben. Weitere Verbesserungen werden angestrebt, obwohl es bekannt ist, dass es um so länger dauert, ein Zuchtziel zu erreichen, je mehr Selektionskriterien berücksichtigt werden müssen. Und das Erreichte ist ja schon viel mehr als man noch vor einigen Jahrzehnten gedacht hätte.
1986 erhielt Iolo Owen den M.B.E. Preis, der für besondere Leistungen in der Landwirtschaft verliehen wird.
Die wichtigsten Charakteristika der EasyCare-Rasse im Überblick:
• Lebendgewicht der Mutterschafe ca. 60 kg
• 1,8 aufgezogene Lämmer/Mutterschaf
• Auf leichte Ablammungen selektiert
• Vitale Lämmer, alle mit Haarfell
• Wüchsige Lämmer, Schlachtgewicht von 17 kg im Alter von 12 Wochen
• Hohe Schlachtausbeute
• Starke Böcke, fruchtbar und viril
• Keine Schur erforderlich, leicht zu managen
• Geringe Tierarztkosten
• Unempfindlich gegen raue Witterung
• Gesunde Konstitution, unempfindlich gegen viele Krankheiten
• Gute Anpassung an Tieflandweiden
• Entspricht den Anforderungen eines modernen Marktes
• Sehr kostengünstig, 80% billiger in den Haltungskosten als andere Rassen
Weitere Informationen:
http://www.easycaresheep.com/
http://www.ateal.co.uk/nolananetwork/index.html