Pelibuey-Schafe
Pelibuey-Schafe in Mittelamerika und in der Karibik
Synonym in Mexico: Tabasco
Die Ursprünge der Rasse Pelibuey sind nicht zweifelsfrei geklärt. Namhafte spanische Wissenschaftler (z.B. J.V. Delgado, Universidad de Cordoba) behaupten, dass diese Haarschafrasse eine autochtone Rasse der Kanarischen Inseln sei. Es seien ursprünglich Schafe im Typ der Sahelschafe gewesen, die von den Guanchen, den Ureinwohnern der Kanarischen Inseln, aus Westafrika dorthin gebracht worden seien. Dabei berufen sie sich auf Aufzeichnungen der Konquistadoren aus der Zeit der Eroberung (1400-1500) der Kanarischen Inseln. Nach der Entdeckung Amerikas seien diese Schafe dann mit den Haustiertransporten von den Kanaren in die Karibik und weiter nach Mittelamerika gelangt.
Andere Quellen behaupten, dass die Pelibueyschafe ebenso wie die anderen Haarschafrassen und –schläge der Neuen Welt ihren Ursprung in Westafrika hätten. Sie seien als Lebendproviant mit den Sklavenschiffen erstmalig in die Neue Welt gekommen.
Der Name dieser Rasse allerdings kann eindeutig geklärt werden. Die Bezeichnung Pelibuey (spanisch: „piel de buey“ oder portugiesisch: „pele de boi“) bedeutet „Rinderfell“ oder besser „Fell wie ein Rind“ im Gegensatz zu den Wollschafen. Da der Name Pelibuey ähnlich klingt wie das brasilianisch ausgesprochene „pele de boi“, könnten auch brasilianische Haarschafe, deren Ursprünge ebenfalls in Westafrika liegen, auf dem Seeweg aus Brasilien in die Karibik gelangt sein. Oder portugiesische Sklavenhändler könnten diesen Schaftyp aus Westafrika in die Karibik und nach Brasilien gebracht und ihm so zu seinem Namen verholfen haben.
Wichtige Ursprünge des modernen Pelibuey-Zuchttyps liegen in der Region von Tabasco, Mexico, und in Cuba. Die in Kolumbien und Venezuela vorkommenden Schafe dieses Typs werden dort „Africano Rojo“ (= Rote Afrikaner) genannt (die letzten vier Fotos in der Fotogallerie). In jüngerer Zeit wurde die Rasse enorm verbessert. Vor allem in Mexico hat man durch die Einkreuzung von Katahdin- und Dorperböcken sehr hohe Leistungssteigerungen erreicht. Vor allem die besten weissen Pelibuey-Böcke drängen die Vermutung nahezu auf, dass sie weisse Dorper unter ihrer Ahnenreihe haben. Seither gewinnt die Rasse ständig an Bedeutung und Bekanntheit und breitet sich kontinuierlich aus. Inzwischen findet sie sich auch in den USA. Ebenso hat es Importe aus Cuba und Venezuela nach Teneriffa gegeben. Dort allerdings werden Pelibuey-Schafe offiziell als autochtone Rasse geführt.
Morphologische Beschreibung
Pelibuey-Schafe sind mittelgroße ungehörnte, echte Haarschafe mit kurzen, seitlich abstehenden Ohren. Die häufigste und anscheinend ursprüngliche Farbe ist rot mit hellem bis weißem Kopf. Aufgrund der Verbesserungen durch Einkreuzungen sind heute auch weisse und gescheckte Exemplare häufig. Fellfarben im Barbados Blackbelly-Typ sind selten. Reinrassige, adulte Böcke weisen eine glatte Kehlregion auf. Nur selten tragen sie eine leichte Kehlmähne und nur in Ausnahmefällen ist diese Mähne so ausgeprägt wie bei den Barbados Blackbelly-Böcken. In Einzelfällen könnte die Kehlmähne auf die Einkreuzung anderer Rassen hinweisen. Die Rasse weist eine leichte Ramsnase auf, die bei Altböcken von tiefen Falten durchzogen sein kann. Bei den rostroten Pelibuey sind die Schleimhäute der Körperöffnung dunkel bis schwarz pigmentiert. Weisse Pelibuey weisen häufig keinerlei Pigmentierung auf.
Masse und Gewichte
Adulte Böcke
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80 – 100 kg
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Adulte Auschafe
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45 – 60 kg
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Lammböcke, 5 Monate
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35 – 40 kg
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Aulämmer, 8 Monate
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35 – 40 kg
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In der Landeszucht erreichen die Pelibuey-Schafe eine Widerristhöhe zwischen 60 und 70 cm, der Brustumfang beläuft sich auf 74-86 cm und die Rumpflänge beträgt 59 – 68 cm. Die Konformation der Pelibuey und Africano Rojo ist bei etwa gleichem Rahmen und großer phänotypischer Ähnlichkeit auffallend besser als die der Barbados Blackbelly- und der Morada Nova-Schafe.
Fruchtbarkeit
Die Fruchtbarkeit in der Landeszucht ist etwas niedriger als bei anderen Haarschafrassen gleichen Ursprungs und ähnlichen Typs. In den besten Herden sind Zwillingsgeburten die Regel. Im Durchschnitt der Landeszucht allerdings werden nur 1-2 Lämmer/Ablammung geboren. Die Rasse ist asaisonal. Die Monate mit geringerer Sexualaktivität sind nördlich des Äquators der April und der Mai. Ablammungen alle sieben Monate sind möglich. Bocklämmer erreichen die Pubertät mit etwa 150 Tagen, wenn sie ein Lebendgewicht von 30-35 kg erreicht haben. Jungschafe lammen zum ersten Male im Alter von 15-19 Monaten.
Wie andere Haarschafe gleichen geographischen Ursprungs, weisen auch die Pelibuey eine hohe Toleranz wenn nicht Resistenz gegen gastro-intestinale Parasiten auf.
Die Rasse hat sich in jüngerer Zeit in Mexico stark ausgebreitet. In Nordmexico und in den Hochgebirgen zeigte sich, dass diese Haarschafe ein Winterfell ausbilden und im Frühjahr einen natürlichen Fellwechsel aufweisen.