Wiltipoll – Schafe in Australien
Der Name leitet sich her von „polled Wiltshire Horn“, also „hornlose Wiltshire Horn-Schafe“. Wiltipoll-Schafe sind eine hornlose Variante der Wiltshire Horn-Rasse, die in Australien derzeit eine starke Nachfragesteigerung erfährt. Es ist interessant zu verfolgen, wie in Australien, dem Land der Produktion feiner Wolle, die wolllosen Wiltshire Horn- und Wiltipoll-Schafe ihre heutige Bedeutung erfahren haben. Die Entwicklung der Wiltipolls in Australien erfolgte in etwa zeitgleich mit dem Nolana-Projekt in Deutschland. Schwankende Wollpreise auf dem Weltmarkt und hohe Kosten für die Parasitenprävention waren der Grund dafür, dass sich inzwischen auch in Australien immer mehr Züchter für die Zucht von wolllosen Fleischschafen interessieren, die keine Schur benötigen. Die in Australien so gefürchtete Fliegenmaden-Problematik („Flystrike“) hat bei Kurzwoll- und Haarschafen keine Bedeutung, weil die Fliegen in der Kurzhaardecke keine Möglichkeit der Eiablage finden.
Die ersten Wiltshire Horn-Importe aus England nach West-Australien gab es 1952. Dann kam der Woll-Boom und die Züchter verloren das Interesse an dieser Rasse.
In den Jahren 1969-1970 brachte der Schafzüchter Leo Harwood 2 Böcke und 15 Auen auf seinen Besitz nach Lillydale, Victoria, weil er vom Potential der WH überzeugt war.
1972 bauten G. & M. Toll eine WH-Herde in Bunbower, Victoria, auf. Diese Herde existiert heute noch.
1978 kauften N .& P. Bonnin, D. & D. Carven und R. Burston reinrassige WH-Böcke und F1-Kreuzungen Merino x WH und brachten sie nach Hindmarsh-Valley, um dort eine Herde von „low care“-Schafen aufzubauen. Diese Schafe sollten schnell-wüchsige, fleischige Lämmer produzieren.
1995 dann kauften A. & J. Hughes von der „Kars Station“ Böcke und Auen von den o.e. Züchtern und entwickelten die Wiltipolls in Reinzucht weiter. Die Wiltipoll-Züchtervereinigung wurde gegründet. Annie Hughes ist derzeitige Präsidentin.
Die australische Züchtervereinigung „Wiltipoll Association Inc” gibt genaue Standards vor, die im Rückkreuzungsprozess beachtet werden müssen.
Klassifizierung
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Kreuzungsstufe
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Ergebnis
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Class E
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1. Schritt
Reine Wiltshire Horn mit beliebiger hornloser Wollrasse
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50% Wiltshire Horn Genanteile
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Class D
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2. Schritt
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75% Wiltshire Horn Genanteile
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Class C
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3. Schritt
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87.5% Wiltshire Horn Genanteile
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Class B
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4. Schritt
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93.75% Wiltshire Horn Genanteile
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Class A 1
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5. Schritt
Nachkommen werden inter-see verpaart.
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Die Kreuzungsergebnisse werden nur dann ins Register aufgenommen, wenn sie hornlos sind und einen zuverlässi-gen Winterfellwechsel aufweisen. Horn-stummel bis 12 mm werden akzeptiert.
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Die Nachkommen der Kreuzungsstufen werden solange mit einem reinrassigen Wiltshire Horn-Bock angepaart, bis die 5. Stufe erreicht wurde. Sodann werden Inter-Se-Verpaarungen duchgeführt, wobei unter den Nachkommen streng auf Hornlosigkeit und Winterfellwechsel selektiert wird. Nachkommen der Stufe 5 werden bei Erfüllung der Kriterien als A1-Wiltipoll registriert.
Die in Australien verfolgte Strategie führt zu hornlosen Fleischschafen, die einen zuverlässigen Winterfellwechsel aufweisen. Im Unterschied zum Nolana-Fleischschaf weisen die Wiltipoll aber einen viel höheren Wiltshire Horn-Genanteil auf. Im Nolana-Projekt sind die Züchter der Meinung, dass man durch einen geringeren Wiltshire Horn-Genanteil (75 bis max. 87,5%) die wirtschaftlichen wichtigen Eigenschaften der deutschen Zweinutzungsrasse, die als Muttergrundlage benutzt wurde, in größerem Ausmaß berücksichtigt.
Weitere Informationen unter http://www.wiltipoll.com .